- Zunächst Stagnation des M&A-Geschäfts in 2017, Wachstum später im Jahr
- Zunahme der IPO-Aktivitäten um 25 % nach schwachem Vorjahr
- Weiterhin Unsicherheit bzgl. Investitionsumfeld in USA und Großbritannien
- Deutlicher Transaktionsanstieg in 2018 mit zunehmend klareren Rahmenbedingungen
Die Prognose für das Transaktionsgeschäft ist zwar auf kurze Sicht wegen geopolitischer Faktoren unsicher, für die nächsten Jahre jedoch zunehmend optimistisch. Dies ergibt sich aus dem aktuellen Global Transactions Forecast der globalen Kanzlei Baker McKenzie.
Baker McKenzie prognostiziert zusammen mit dem Informationsdienstleister Oxford Economics nach einem Jahr politischer Unsicherheit eine Zunahme der Transaktionstätigkeit in den nächsten vier Jahren. Diese Prognose geht von einer allmählichen Verbesserung des globalen Wirtschaftswachstums in den kommenden Jahren aus, mit einem BIP-Anstieg auf 2,6 % in 2017 und 2,8 % in 2018. Mit einem Rückgang der Bedrohungen für die Stabilität der globalen Wirtschaft werden Investoren wieder Vertrauen in den Markt gewinnen und ihre Zurückhaltung sollte sich in Appetit verwandeln.
Die Prognose basiert auf der Annahme, dass die Vertreter der EU und des Vereinigten Königreichs 2017 Fortschritte bei der Gestaltung neuer Wirtschaftsbeziehungen machen und die neue US-Regierung eine pragmatische Haltung zu internationalem Handel und Immigration einnimmt sowie Pläne für ein Konjunkturpaket vorlegt. Außerdem wird angenommen, dass der wirtschaftliche Aufschwung in China und auch die Konjunkturbelebung in der Eurozone weiter anhalten. Daneben wird erwartet, dass Finanzmärkte weiterhin neue Höchststände erreichen und das Vertrauen der Investoren wächst.
„Die Zeiten sind zwar noch immer volatil, aber Opportunitäten für Transaktionsgeschäft sind ausreichend vorhanden“, sagt Paul Rawlinson, Chairman von Baker McKenzie. „Gesunde Unternehmensbilanzen, günstige Finanzierungen und ein moderates Wachstum über Märkte und Branchen hinweg: Das alles deutet auf eine Zunahme des M&A-Geschäfts im Laufe des Jahres 2017 hin – auch nach einem eher zögerlichen ersten Quartal – und auf einen deutlichen Aufwärtstrend in 2018. Was wir dafür brauchen, ist ein für den Handel erträglicher Trump und ein ‚weicher‘ Brexit. Aber ob wir das bekommen? Wir werden sehen.“
Transaktionen in Deutschland
Als zentrale Wirtschaftskraft in der EU verzeichnete Deutschland 2016 ein schwächeres BIP-Wachstum als in den Vorjahren. Grund hierfür waren der Brexit verbunden mit der Sorge eines Konjunktureinbruchs in Großbritannien – einem der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Doch die starke deutsche Wirtschaft und die Zunahme der Handelsbeziehungen Deutschlands mit dem Rest der Welt dürften 2017 und 2018 zu einer Verstärkung der M&A- und IPO-Aktivitäten führen, die 2019 im Zuge der Abschwächung der gesamteuropäischen Konjunktur wieder nachlassen dürften.
Aussichten für die globale M&A-Praxis
Die globalen M&A- und IPO-Aktivitäten haben sich 2016 angesichts der gestiegenen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit stark verlangsamt. Die Volatilität des US-Aktienmarkts, wachsende Befürchtungen eines Konjunkturabschwungs in China und sinkende Öl- und Rohstoffpreise haben dazu geführt, dass Investoren vorsichtiger geworden sind. Verstärkt wurden diese Befürchtungen durch die Entscheidung Großbritanniens zum Ausstieg aus der EU und den Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA.
„Wir gehen davon aus, dass das Klima der Unsicherheit mindestens noch das erste Quartal dieses Jahres anhält. Unserer Prognose zufolge geht das Transaktionsvolumen 2017 leicht zurück auf USD 2,5 Billionen gegenüber USD 2,8 Billionen im Vorjahr, da Investoren weltweit zum Brexit und hinsichtlich der Politik der neuen US-Regierung zu Handel und Investitionen auf Klarheit warten“, so Michael DeFranco, Global Head der M&A-Praxis bei Baker McKenzie.
Die weltweiten Aktienmärkte sind nach der US-Wahl zwar sprunghaft angestiegen, doch die Prognose von Baker McKenzie zur Entwicklung der Transaktionstätigkeit, ist angesichts der auch 2017 weiterhin herrschenden Unsicherheiten vorsichtig.
Sobald mehr Klarheit herrscht, werden sich die globalen M&A-Aktivitäten der Prognose zufolge erholen und 2018 einen Höchststand von USD 3 Billionen erreichen. Im Jahr 2019 wird sich die Transaktionstätigkeit dann allmählich verlangsamen und ein Volumen von nur noch USD 2,8 Billionen erreichen. Das Transaktionsvolumen wird sich 2020 voraussichtlich weiter auf USD 2,3 Billionen verringern, da Finanzierungen weltweit teurer werden und ein Abwärtstrend bei Unternehmensbewertungen einsetzen wird.
Aussichten für Börsengänge
Der Prognose zufolge werden die IPO-Aktivitäten 2017 auf dem internationalem Parkett moderat zunehmen im Vergleich zu einer schwachen Entwicklung im Vorjahr. In den Jahren 2018 und 2019 sollten die Aktivitäten deutlich zunehmen, da Unternehmen, die ihren Börsengang verschoben hatten, an die Aktienmärkte zurückkehren werden.
Laut Prognose wird das Volumen der weltweiten IPO-Aktivitäten von USD 133 Milliarden im Jahr 2016 auf USD 167 Milliarden im Jahr 2017 ansteigen und in 2018 und 2019 mit jeweils USD 275 Milliarden seinen Höchststand erreichen.
„Eine bessere Marktstimmung und der Wunsch zahlreicher Länder insbesondere in Zentral- und Osteuropa, den GUS-Staaten, dem Nahen Osten und Afrika staatliche Unternehmen an die Börse zu bringen, dürften 2017 zu einem günstigeren Marktumfeld führen mit einem deutlichen Aufschwung zur zweiten Jahreshälfte bis hinein in 2018“, so Koen Vanhaerents, Global Head der Capital Markets-Praxis bei Baker McKenzie.
Branchen
Der Technologie-Sektor wird ein entscheidender Faktor für die Zunahme weltweiter Transaktionen sein. In diesem Segment sollen M&A-Transaktionen bis 2018 ein Volumen von USD 415 Milliarden erreichen – das höchste seit dem Jahr 2000. Entsprechend erwarten wir auch einen Aufschwung im IPO-Geschäft, der mit dem umstrittenen Börsengang von Snapchat beginnt.
Wie Vanhaerents feststellt, „sollte der Börsengang von Snapchat erfolgreich sein, wäre dies der größte Technologie-Börsengang an der US-Börse seit der Alibaba-Gruppe im Jahr 2014.“
Auch Healthcare- und insbesondere Biotech- und Pharma-Transaktionen werden den Aufschwung anheizen angesichts verstärkter Innovationstätigkeit, geringerer regulatorischer Eingriffsmöglichkeiten in den USA und einer zunehmenden Bedeutung privater Gesundheitsdienstleister im öffentlichen Gesundheitswesen.
Das Transaktionsgeschäft in den Bereichen Finanzen und Verbrauchsgüter wird 2017 leicht zurückgehen, bevor es sich 2018 wieder erholt. Im Hinblick auf den Finanzsektor wirken sich technische Innovationen und Konsolidierungen im europäischen Bankensektor sicherlich positiv auf das M&A-Geschäft aus, während der Sektor Verbrauchsgüter weiterhin von den günstigen Energiepreisen und einem deutlichen Anstieg der Verbraucherausgaben profitiert. Dies gilt ungeachtet der Tatsache, dass 2017 möglicherweise der größte Börsengang der Geschichte stattfinden könnte, nämlich der des saudischen Ölriesen Aramco.
Positive Aussichten
Leiter der deutschen M&A Praxis, Dr. Nikolaus Reinhuber, zieht folgendes Fazit: „Als Folge dieser wiederauflebenden Marktaktivitäten und des wiedergewonnenen Vertrauens der Investoren wird sich das globale Transaktionsgeschäft in den kommenden Jahren erholen, auch vor dem Hintergrund der massiven Finanzreserven in den Unternehmensbilanzen und den fast rekordverdächtigen Private-Equity-Reserven. Vorbehaltlich potenzieller weiterer Vertrauensrückschläge haben Investoren die Schlagkraft, die sie für Akquisitionen benötigen, und ihre Zurückhaltung wird sich nach und nach in Appetit wandeln.“
Global Transactions Forecast
Der Informationsdienst Oxford Economics hat mit Hilfe statistischer Methoden die historische Beziehung zwischen M&A- und IPO-Aktivitäten sowie zentrale Faktoren, wie BIP-Wachstum, Aktienkurse, Handelsströme, in Umlauf befindliche Geldmenge, rechtliche Struktur, Eigentumsrechte und Handelsfreiheit beurteilt.
Auf Grundlage der Prognosen für das BIP-Wachstum nebst erwarteten Änderungen der anderen Kriterien in jedem der 37 Märkte konnte Oxford Economics das künftige Volumen von M&A- und IPO-Transaktionen vorhersagen. Diese Vorhersagen haben auch davon profitiert, dass Partner von Baker McKenzie weltweit ihre Ansichten zu den jüngsten Tendenzen in ihren jeweiligen Märkten und der Transaktionswahrscheinlichkeit in ihren jeweiligen Ländern abgegeben haben.
Bei der Schätzung der weltweiten Transaktionstätigkeit stützt sich die Prognose nicht auf angekündigte Transaktionswerte, sondern auf den tatsächlichen Wert abgeschlossener Transaktionen. Aus Sicht von Analysemodellen ist es sinnvoller, bei Prognosen abgeschlossene Transaktionen zugrunde zu legen, da diese tatsächliche Ergebnisse liefern. Bei der Berechnung von Schätzungen hat Oxford Economics Länder nach IMF-Standards klassifiziert.
Den vollen Global Transactions Forecast auf Englisch erhalten Sie unter folgendem Link:
http://www.bakermckenzie.com/-/media/images/insight/publications/2017/01/gtf/globaltransactions2017.pdf?la=en
Über Baker McKenzie
Baker McKenzie berät Mandanten erfolgreich mit den Herausforderungen der globalisierten Wirtschaft umzugehen. Wir lösen komplexe rechtliche Probleme über Landesgrenzen und Rechtsgebiete hinweg. Unsere einzigartige Kultur – gewachsen in über 65 Jahren – ermöglicht unseren 13.000 Mitarbeitern lokale Märkte zu verstehen und gleichzeitig international zu agieren. Die vertrauensvolle und freundschaftliche Zusammenarbeit in unserem internationalen Netzwerk setzen wir zum Wohle unserer Mandanten ein.
In Deutschland vertreten rund 200 Anwälte mit ausgewiesener fachlicher Expertise und internationaler Erfahrung die Interessen ihrer Mandanten an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main und München. Als eine der führenden deutschen Anwaltskanzleien berät Baker McKenzie nationale und internationale Unternehmen und Institutionen auf allen Gebieten des Wirtschaftsrechts.
Über Oxford Economics
Oxford Economics wurde im Jahr 1981 als mit dem Fachbereich Wirtschaft der University of Oxford verbundenes Unternehmen gegründet und erstellt Prognosen und Modelle für britische Unternehmen und Finanzinstitute, die ins Ausland expandieren. Inzwischen gehört Oxford Economics zu den weltweit führenden unabhängigen globalen Beratungsfirmen und versorgt Unternehmen in über 200 Ländern, 100 Wirtschaftssektoren und über 3.000 Städten mit Berichten, Prognosen und Analysetools. Die herausragenden globalen Wirtschafts- und Branchenmodelle und Analysetools von Oxford Economics ermöglichen in beispielloser Weise eine Prognose externer Markttendenzen und eine Beurteilung ihres konjunkturellen, sozialen und wirtschaftlichen Einflusses.
Oxford Economics hat seinen Sitz in Oxford, England, regionale Zentren in London, New York und Singapur sowie weltweite Niederlassungen in Belfast, Chicago, Dubai, Miami, Mailand, Paris, Philadelphia, San Francisco und Washington DC. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 130 Vollzeitmitarbeiter, davon mehr als 120 Wirtschaftsexperten, Branchenexperten und Wirtschaftsredakteure, und verfügt somit über eines der größten Teams aus Makroökonomen und Vordenkern.