Studie prognostiziert für 2016 starke M&A-Aktivität in Europa
„2015 war ein Jahr der Mega-Deals zu Rekord-Preisen, vor allem in China“, so Dr. Mirko Warschun, Leiter des Beratungsbereichs Konsumgüterindustrie und Handel in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika bei A.T. Kearney. „Jetzt ist Ernüchterung eingekehrt und das Kapital zieht wieder nach Westen. Gesucht ist gute Qualität zu vernünftigen Preisen. Westeuropa und die USA werden damit in den nächsten Monaten zum wichtigsten Anlagemarkt weltweit.“
Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie zum M&A-Geschehen in der internationalen Konsumgüter- und Handelsbranche, die die Managementberatung heute vorgelegt hat. Sie basiert auf der Analyse von mehr als 1.000 internationalen Transaktionen im Zeitraum von 2005 bis 2015 sowie auf einer Top-Management-Umfrage zu Herausforderungen und Zukunftstrends.
Der Studie zufolge gab es in der Branche im vergangenen Jahr weltweit Fusionen und Übernahmen im Umfang von 365 Mrd. Dollar. Das All-Time-High aus dem Jahr 2008, in dem das globale Transaktionsvolumen unter Konsumgüter- und Handelskonzernen bei 502 Mrd. Dollar lag, wurde damit zwar verfehlt, trotzdem sind die Aktivitäten seit 2010 kontinuierlich gestiegen, von 2014 auf 2015 sogar um 26 Prozent. Für die nächsten Monate prognostiziert die Untersuchung einen weiteren Anstieg: 48 Prozent der befragten Top-Manager gehen davon aus, dass die M&A-Aktivität in den USA zwischen 10 und mehr als 20 Prozent zunimmt, für Westeuropa erwartet dies gut ein Drittel.
„Der Konsolidierungsdruck in der Branche bleibt hoch“, erläutert Markus Stricker, Leiter des europäischen Beratungsbereichs Konsumgüterindustrie bei A.T. Kearney. „Die Unternehmen müssen wachsen, um die Erwartungen von Analysten und Investoren zu bedienen.“ Neben organischem Wachstum setzten dabei auch deutsche Konzerne immer öfter auf Fusionen und Übernahmen. Einige haben derartige Schritte für die nächste Zeit bereits angekündigt, darunter Henkel, Metro und Rewe.
Vor allem Investitionen in neue Technologien gelten als wichtige strategische Wachstumsoption. Im Zentrum stehen dabei weniger klassische e-Commerce-Konzepte, weil der Konkurrenzdruck hier durch etablierte Online-Händler wie Amazon und Zalando bereits groß ist.
Attraktiv sei allerdings der Zukauf neuer Technologien über Start-ups. So baut unter anderem Bosch seine Beteiligungen seit einiger Zeit massiv aus. Schon jetzt ist das Traditionsunternehmen über seine Venture Capital-Tochter an 30 Start-ups in Europa, Israel, Singapur und den USA beteiligt und erschließt sich so den Zugang zu neuen Schlüsseltechnologien und künftigen Wachstumsmärkten. Tengelmann Ventures investiert ebenfalls in junge Unternehmen aus den Bereichen E- und Social Commerce und zählt mit Beteiligungen an mehr als 50 Unternehmen zu den führenden Venture Capital-Investoren in Deutschland. Die aktuelle M&A-Studie von A.T. Kearney bestätigt diesen Trend: 84 Prozent der Befragten nennen darin herausragende Kompetenzen im Bereich Digitalisierung und e-Commerce als wichtigstes Anforderungskriterium an potenzielle Übernahmekandidaten.
„Konsolidierung und die Suche nach neuen Wachstumschancen werden die kommenden Monate auch in Deutschland stark prägen“, resümiert Branchen-Experte Warschun. „Als Schlüssel zu neuen Absatzkanälen und Geschäftsmodellen wird die Digitalisierung dabei weiterhin die entscheidende Rolle spielen.“
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https://www.atkearney.com/consumer-products-retail/cirp-ma-executive-report